Zum Inhalt springen Zum Menü springen
Zur Startseite

Wirkungstransparenz

Nachhaltige Wirtschaft

Konsum für die Tonne – Wir gestalten den Weg raus aus der Wegwerfgesellschaft

Ein Großteil der Produkte, die wir täglich konsumieren, landen nach kurzer Gebrauchszeit in der Tonne. Egal ob Kleidung, Handys oder Spielzeug – die Lebensdauer ist kurz. Und die Auswirkungen auf die Umwelt sind enorm: Treibhausgase, Mikroplastik, Chemikalien.

Mit unserem Zukunftsbild für unsere Branche Nachhaltige Wirtschaft zeigen wir, dass es anders geht. Im Fokus der GLS Bank stehen Unternehmen, die innerhalb der planetaren Belastungsgrenzen wirtschaften – sozial und ökologisch gerecht. Die Produkte sind auf eine lange Lebensdauer ausgelegt, werden unter fairen Bedingungen produziert und verbrauchen möglichst wenig Ressourcen.

Was ist der Sinn von Wirtschaft? Die Versorgung der Menschen mit den notwendigen Produkten und Dienstleistungen für ein gutes Leben. Wir verfolgen eine sinnstiftende Wirtschaft, die auf die Grundbedürfnisse des Menschen ausgerichtet ist und nicht durch geschicktes Marketing zusätzliche Nachfrage nach unsinnigen Produkten antreibt. Durch die Stärkung finanzieller Eigenmittel und Stimmrechte fördern wir die Selbstbestimmung von nachhaltigen Unternehmen. Damit es auch außerhalb des eigenen Unternehmens gerecht zugeht, braucht es faire Partnerschaften entlang der gesamten Lieferkette. Solidarische Geschäftsbeziehungen auf Augenhöhe gehen einher mit einer regionalen Verantwortung und Verankerung. So schaffen wir starke Netzwerke aus nachhaltigen Unternehmen. Drängende Herausforderungen wie die Klimakrise, die Vergiftung der Meere sowie die steigende soziale Spaltung erfordern eine Transformation bis Revolution in allen Produktionsbereichen. Ein „Weiter so!“ der Wegwerf- und Konsumgesellschaft können wir uns nicht länger leisten, die Belastungsgrenzen sind erreicht. Was wir brauchen ist ein Umdenken in allen Bereichen. „Nutzen statt Besitzen“, „Reparieren statt Wegwerfen“ und „Sharing Economy“ sind die Mottos einer neuen Konsumkultur.

Nicht nur weniger Konsum ist erforderlich, sondern auch mehr ethisch-orientierte Unternehmen, die sich den kapitalistischen Strukturen der Gewinnmaximierung und des Wachstums entziehen und stattdessen Produkte an die Bedürfnisse der Menschen koppeln.

Unser Nachhaltigkeitsbericht ist ein Schritt hin zu einer Integration verschiedener Berichtsformate und -standards. Daher enthält diese Seite bereits Inhalte aus

  • der Gemeinwohlökonomie (GWÖ)-Matrix:
    GWÖ B1.2, GWÖ B3.2, GWÖ B3.3, GWÖ D4.2, GWÖ E1.1, GWÖ E4.1
  • unserem GRI Datenbericht:
    GRI FS1, GRI FS2.

Jedes Zukunftsbild einer Branche besteht aus fünf Qualitäten, die wir als zentrale Hebel des sozial-ökologischen Wandels innerhalb der Branche identifiziert haben. Jede einzelne Qualität greift mediale, wissenschaftliche und gesellschaftspolitische Aspekte auf und eröffnet in Verbindung mit den übrigen Qualitäten eine Diskussion für eine gemeinsame Gestaltung unserer Zukunft.

Audio-Inhalt: Branchenkoordinator Thomas Micheler über die Branche Nachhaltige Wirtschaft bei der GLS Bank

Schritt für Schritt Richtung Zukunft: Wie wir die Konsum-Wegwerf-Schleife beenden wollen

Nachfolgend legen wir dar, wie wir konkret auf die Qualitäten Genügsamkeit, Sinnstiftung und faire Partnerschaften wirken und wo mögliche Hürden und Verbesserungspotentiale liegen.

In unserer Branche nachhaltige Wirtschaft werden vielfältige Unternehmen vereint: Die lokale Fahrradwerkstatt, die Produktionsstätte für nachhaltige Textilien, Beratungs- und IT-Unternehmen finden sich darin genauso wie gastronomische Einrichtungen, Bio-Hotels und Goldschmiede für fairen Schmuck. Ebenso vielfältig wie die Unternehmen sind die Ergebnisse der GLS Wirkungstransparenz für das Jahr 2021. Das bedeutet, dass anders als in anderen Branchen eine Auswertung auf Branchenebene nur bedingt aussagekräftig ist und die einzelnen Unternehmungen bei einigen Wirkungsindikatoren schwer vergleichbar sind. Dennoch wollen wir einen Überblick geben, was die GLS Gemeinschaft durch gezielte Finanzierungen von Unternehmen der nachhaltigen Wirtschaft erreicht hat.

Diskussion unserer Wirkung

Raus aus dem Lieferketten-Kapitalismus


Eine Herausforderung für diese Branche besteht in der Verbesserung von regionalen Lieferketten und faire Verteilung der Wertschöpfung. Global herrscht ein Lieferketten-Kapitalismus, dem sich Unternehmen nur schwer entziehen können, wie der Wirtschaftsjournalist Caspar Dohmen in seinem Buch „Lieferketten. Risiken globaler Arbeitsteilung für Mensch und Natur“ aufzeigt: „Im Lieferketten-Kapitalismus heutiger Provenienz dominieren Machtasymmetrien, Kosten- und Zeitdruck, umfassende Zergliederung und räumliche Entkopplung von Produktionsprozessen sowie Anonymität. Es gelingt den großen Unternehmen der industrialisierten Welt, sich die wertschöpfungsintensiven Stufen der wirtschaftlichen Arbeitsteilung am Anfang und am Ende eines Produktes zu sichern, nämlich Forschung & Entwicklung, Patentierung, Marketing, Verkauf und Vertrieb, während den Ländern des globalen Südens und ihren Unternehmen oft nur die dazwischen liegenden und weniger ertragreichen Stufen bleiben, Rohstoffförderung und Produktion. Eklatant niedrige Löhne, schlechte Arbeitsbedingungen und schwache Sozialstandards sowie Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen im globalen Süden gehören zu den Schattenseiten der günstigen Textilien, Genussmittel und ressourcenintensiven Digitalgeräte, auf die die reichen Staaten des globalen Nordens nur ungern hingewiesen werden.“

Vor dieser Kulisse ist der Bezug von regionalen Produkten nicht nur ein Wort, sondern auch eine Veränderung im Denken.

So haben wir die von uns finanzierten Unternehmen gefragt, welche Distanz für sie als "regional" gilt. Zwar lagen der GLS Bank für 2021 nur für wenige Unternehmen Daten vor, aber immerhin gaben 17 % von diesen Unternehmen an, dass Regionalität für sie einen Umkreis von max. 35 km darstellt. Das ist eine Entfernung, welche gut mit einem Lastenrad zurückgelegt werden kann, um z.B. als Hotel vom regionalen Bäcker oder Biohof beliefert werden zu können. Fast 70 % der Unternehmen gaben an, dass Regionalität für sie bis zu einer Distanz von 280 km gilt. Selbst, wenn solche Distanzen mit dem LKW zurückgelegt werden, sind die ökologischen Folgen durch Mikroplastik, Feinstaub und Treibhausgas-Emissionen immer noch deutlich geringer, als wenn die Güter über den halben Planeten per Containerschiff transportiert werden. Zudem stärken regionale Lieferketten die Wertschöpfung und damit auch Arbeitsplätze in Europa und machen etwas weniger abhängig von globalen Krisen und Ausbeutung entlang der Lieferkette. Inwiefern und in welchem Umfang die befragten Unternehmen tatsächlich ihre Waren bis zur angegebenen Distanz beziehen, können wir nicht quantifizieren. Durchaus ist fraglich, wie viel Regionalität in der Beschaffung in einer globalisierten Welt überhaupt machbar ist, in der viele Geräte und Maschinen in Europa gar nicht mehr hergestellt werden. Dennoch vermitteln diese Angaben einen klaren Bezug zu Regionalität vieler Kreditkund*innen in dieser Branche.

Auch für die Minderung des Verbrauchs an Primärenergie und die daraus resultierenden CO2-Emissionen ist Regionalität in der Wertschöpfung von Bedeutung.

Globale Wertschöpfungsketten können den Menschen dort und hier dienen, sofern diese fair und auf Augenhöhe gestaltet sind. Man denke an Millionen von Bäuer*innen, denen die FairTrade-Kooperationen ein besseres Leben für sich und ihre Familien ermöglichen.

Dazu passt, dass 2021 fast 85 % der befragten Unternehmen in dieser Branche angaben, einen Verhaltenskodex – auch Code Of Conduct genannt – zu haben. Natürlich helfen solche Leitwerke nur, wenn sie mit Leben und Taten gefüllt sind und es bedeutet nicht, dass die übrigen 15 % weniger Qualität in Bezug auf ihre gelebten Werte legen. Diese Daten lassen jedoch erkennen, dass sich eine Professionalisierung vollzieht, da Zeit und Ressourcen zur Verfügung stehen, Werte zu verschriftlichen und damit verbindlich zu kommunizieren.

So hat auch die im Frühjahr 2021 von der GLS Bank mit 500.000 Euro finanzierte doubleSlash Net-Business GmbH aus Friedrichshafen direkt auf ihrer Website eine klare Kommunikation zu den eigenen sozial-ökologischen Werten, obwohl dies bei IT-Unternehmen im Mittelstand meist noch eine Ausnahme ist.

Trag auch Du Dein Kaufgeld zu Deinem nachhaltigen Unternehmen vor Ort

Es ist nicht nur wichtig, dass Unternehmen ihre Lieferketten regionalisieren, sondern auch dass wir selbst diese Unternehmen vor Ort unterstützen, indem wir bei diesen einkaufen oder mit der eigenen Firma/dem eigenen Arbeitgeber Partnerschaften zu Akteuren eingehen, die das Zukunftsbild einer sozial-ökologischen Zukunft verfolgen. Unsere GLS Bank Navi App und Webkarte hilft Dir dabei zu schauen, welche Unternehmen die GLS Bank im Bereich nachhaltige Wirtschaft in Deiner Umgebung finanziert hat. Suche und finde Menschen die mit Dir Transformation gestalten wollen und können.

Mehr dazu findest Du auf navi.gls.de oder unter „GLS Navi“ in Deinem App Store.

Zur App im Playstore

Zur App im Apple Store

Zu viel Fremdkapital kann den ‚Purpose‘ (eng. Zweck) verzerren

Oft starten nachhaltige Unternehmen, FinTechs oder StartUps mit guten Absichten, die sie dann nicht einlösen können, da die Gewinnerwartungen von Fremdkapitalgebern sie von ihrem ursprünglichen Zweck entfremden. Eine Möglichkeit für sogenannte ‚purpose’-orientierte Unternehmen sich davor zu schützen ist es, Oberlimits für Beteiligungen durch Fremdkapital einzuführen.

So gaben 2021 58 % der befragten Unternehmen an, eine Begrenzung der Fremdkapital-beteiligungen von nicht gemeinnützigen oder mittätigen Gesellschaftern festgelegt zu haben.

Wer hat Anteil an diesem nachhaltigen Wachstum?

Unternehmen erwirtschaften Gewinn und steigern über die Zeit den Wert ihres Eigenkapitals indem sie ‚wachsen’. Doch für wirkliche Teilhabe und den sozialen Frieden müssen mehr Akteur*innen als nur Kapitalgeber von einer Unternehmung profitieren. 2021 machten die von uns finanzierten Unternehmen in unserer Branche Nachhaltige Wirtschaft dazu folgende Angaben:

Zwar sieht man hier, dass viele Unternehmen bereits Modelle besitzen, um auch andere Stakeholder an den Eigenkapitalstrukturen des Unternehmens teilhaben zu lassen, dennoch profitieren weiter vor allem Unternehmende und Führungskräfte von diesen Modellen.

Wie es anders gehen kann, zeigen vor allem Genossenschaften wie StattAuto eG in Lübeck, die 2021 gut 700.000 Euro für die Finanzierung von neuen Carsharing-Elektrofahrzeugen erhielt. Von dem Erfolg dieser Genossenschaften profitieren nicht nur die Gründer*innen, sondern im gleichen Maße alle Genoss*innen des Unternehmens.

Weitaus erfreulicher sind dagegen die Angaben zur Nutzung von Ökostrom und zur Nutzenstiftung des Geschäftszwecks. Gut 95 % der Unternehmen gaben an Ökostrom zu beziehen und nur 5 % gaben an Luxusgüter oder Status-Symbole herzustellen. Luxus ist per se nichts Schlimmes, wenn dessen Nutzen nicht auf Basis von sozial-ökologischem Schaden erzeugt wird. Dennoch sollte in Zeiten, in denen die Gesellschaft vor großen Herausforderungen steht, welche die elementare Versorgung von Menschen auf ein neues Fundament stellen – z.B. ohne fossile Energieträger zu leben – nur eine begrenzte Menge von Geld in Zwecke fließen, deren Nutzen oft nur sehr wenigen Menschen zugutekommt.

Weiterführende Beispiele zu unseren Unternehmen in der Branche Nachhaltige Wirtschaft

„Nachhaltiges Wirtschaften: Von gut gemachten Dingen und sauberen Lieferketten“

Nachhaltigkeitsforscher Reinhard Loske beschreibt in diesem Artikel auf dem GLS Blog „das Blog“ die Wichtigkeit mutiger Zukunftsbilder und wieso sich Lieferketten ändern müssen.

„Robin Hood Store: Wachsen, aber anders“

Die Biomärkte „Robin Hood Stores“ versuchen sich fast gänzlich der kapitalistischen Logik von Wachstum und Profit zu entziehen. Lesen Sie mehr dazu im gleichnamigen Artikel des GLS Blogs.

„WEtell – Wie Du mit Mobilfunk das Klima und Deine Daten schützt“

Das Freiburger Unternehmen WEtell zeigt, wie man durch ein diverses Team Telekommunikation nachhaltig und mit glaubwürdigem Datenschutz gestalten kann. Lesen Sie mehr dazu im gleichnamigen Artikel des GLS Blogs.

Gardion | Echter Datenschutz für Menschen und Unternehmen

Thomas Schlenkhoff von Gardion gibt praktische Tipps zur Nutzung von Browsern im Artikel „Sicher surfen – stell deinen Browser in Frage!“ auf unserem GLS Blog.

velo | konzept: Dem Fahrrad neue Wege ebenen

Das von drei Frauen geführte Unternehmen ist eine Agentur für eine Mobilitätswende, die das Rad als Verkehrsmittel ernst nimmt. Lesen Sie dazu den Artikel „Frauen bewegen mich – Teil 4 – Mobilitätsagentur Velokonzept“ auf unserem GLS Blog.

go.ecoblister | Nachhaltige Verpackungen für Medikamente, Vitamine & Co.

Millionen von Menschen sind auf Medikamente in Ihrem Leben angewiesen. Ein Unternehmen aus Leipzig hat es sich zur Aufgabe gemacht die Verpackung für diese zu revolutionieren: https://www.ecoblister.de

Beim Wabenprofi nahe Stuttgart gibt es alles was Imker und Bienen brauchen: https://www.wabenprofi.de

Hinweis 

Seit dem 1. Januar 2020 ist die Wirkungstransparenz im Kreditbereich der GLS Bank fest verankert. Zugeschnitten auf das jeweilige Geschäftsmodell und die Branche, erfassen unsere Berater*innen gemeinsam mit den Firmenkund*innen die entsprechenden Wirkungsdaten. Dabei beruhen einige Wirkungs-Datenpunkte auf Schätzungen bzw. auf der Einschätzung der Firmenkundenberater*innen. Im Jahr 2021 konnten wir bereits für etwa die Hälfte der Neukredite die sozial-ökologische Wirkung systematisch erfassen.