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Bildungserfolg & kulturelle Vielfalt

Zwischen sozialer Herkunft und Selbstbestimmung

Selbstbestimmung und Urteilsfähigkeit sind die Grundlage demokratischer Systeme. Mündige Bürger*innen gestalten die Zivilgesellschaft, fordern die Politik heraus, denken neue Wege und setzen Lösungen gleich selbst um. Die Förderung dieser Mündigkeit muss das Ziel jedweder Bildungsform und -reform sein. Kunst und Kultur sind dafür ebenfalls notwendig. Freie, selbstverwaltete und gemeinschaftlich organisierte Kultureinrichtungen bieten Raum für den kreativen Umgang mit kritischen Themen und für Unterhaltung. Hier entsteht Widerspruch und bisher Undenkbares. Freie Theater, Tanzstudios, Kleinkunst oder unabhängige Kinos haben für ihre wichtige Arbeit allerdings allzu oft zu wenig Geld.

Unser Kreditvolumen im Jahr 2021 in der Branche Bildung und Kultur:

475,4 Mio. Euro (entspricht 10,7 % vom Gesamt-Kreditvolumen der GLS Bank)

Audio-Inhalt: Branchenkoordinatorin Marion Amelung über Bildung Kultur bei der GLS Bank

Entgegen der Herrschaft der Wenigen

Bildung ist mehr als nur Befähigung zur rationalen Urteilsbildung und Wissensvermittlung. Sie ist Grundlage für unsere individuelle Entfaltung, für die Wahrnehmung und Entwicklung unserer Fähigkeiten und Kompetenzen. Bildung lässt uns Körper, Geist, Seele und auch die Natur entdecken, sie ist sozialer Zusammenhalt. Nimmt man diesen Anspruch ernst, muss Bildung partizipativ gestaltet und auf die Bedürfnisse des*r Einzelnen ausgerichtet werden: körperlich, seelisch und geistig. Mit unseren Talenten und Fähigkeiten erschaffen wir neue Welten aus Musik, Kunst, Theater, Literatur, Tanz – spannende Räume der Kritik, des Widerspruchs und der Innovation. Im freien Geistesleben, in Religion und Glauben finden Menschen Sinn, Halt und Zuversicht. Ohne gute Bildung und ohne freie Kultur herrschen Langeweile und Verdruss, es droht die Herrschaft weniger Einflussgruppen.

Wie steht es um Bildung und Kultur in Deutschland? 2001 landete Deutschland bei der ersten PISA Studie auf Platz 22 von 32. Die Studie attestierte dem deutschen Bildungssystem eine große Ungleichheit in den Bildungschancen von Schüler*innen aus wohlhabenden und aus weniger wohlhabenden Elternhäusern. Heute sind die Ergebnisse nur wenig besser. In Deutschland erzielten die Schüler*innen mit günstigem sozioökonomischem Hintergrund beim PISA-Lesekompetenztest 2018 im Schnitt 113 Punkte mehr als die sozioökonomisch benachteiligten Schüler*innen. Zusätzlich werden bis 2025 voraussichtlich 26.000 Grundschullehrer*innen fehlen. Jährlich fallen schon jetzt 5,2 % des Unterrichts aus. Durch Corona wird die Lage noch verschärft und Chancen hinsichtlich einer guten Betreuung und Bildung sind noch stärker gekoppelt an den sozio-ökonomischen Hintergrund der Eltern.

Dass es auch anders geht, zeigen sowohl staatliche als auch alternative Bildungseinrichtungen und Schulen in freier Trägerschaft wie Waldorf-, Montessori- sowie andere Schulen mit innovativen und reformpädagogischen Konzepten. Sie verfolgen den Ansatz, dass Kinder individuell und angstfrei lernen, dass sie ihre Persönlichkeit und ihre kreativen Fähigkeiten entfalten und Verantwortung übernehmen. Hier werden Menschen unterrichtet und keine Fächer. Was zählt sind Freiräume, die Orientierung und Anregung geben.

Unser Zukunftsbild Bildung und Kultur

Bildung und Kultur prägen die Erfahrung und die Wahrnehmung der Menschen. In diesem Wissen entwickelt die GLS Gemeinschaft Wege des gesellschaftlichen Wandels.

Pädagogische Vielfalt und eine gute Betreuung ermöglichen, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene ihre geistigen, seelischen und sozialen Fähigkeiten und Interessen bestmöglich entwickeln können. So lernen sie ihr Leben selbstbestimmt in die Hand nehmen und Verantwortung zu übernehmen. Jede*r auf der Grundlage der eigenen Fähigkeiten. Wo nötig, werden sie gezielt unterstützt. Dazu tragen auch eine entsprechende Ausstattung und Gestaltung der Umgebung und nachhaltiges Bauen bei. Die beschäftigten Fachkräfte gehen partnerschaftlich und zugewandt mit den Menschen um, mit denen sie arbeiten. Gute Bildungseinrichtungen sollten allen Menschen zugänglich sein und Vielfalt fördern - kulturell, geistig, sozial. Freie Bildungseinrichtungen sind Treiber der pädagogischen Entwicklung. Sie sind Beispiel für andere und erkunden neue Wege.

Je mehr umso besser, gilt für Einrichtungen des Freien Geisteslebens. Unabhängig und mit gesellschaftlichem Auftrag sind sie unbequem und kritisch. Sie sind politische Akteure und erproben neue Wege der Partizipation. Verschiedene Kulturen und kulturelle Einrichtungen existieren friedlich neben- und miteinander. So schaffen sie eine vielfältige, friedliche und tolerante Gesellschaft.

So denken wir gemeinsam die Zukunft, verstehen was es für die Umsetzung unserer Zukunftsbilder braucht und finden Wege unseren Gestaltungsanspruch zu stärken und gemeinschaftlich in die Tat umzusetzen. Gestalten Sie mit und geben Sie uns Feedback, für eine Zukunft, die wir wollen.

Erfahren Sie mehr über die Auswertung unserer Wirkindikatoren für das Zukunftsbild Bildung & Kultur für unser Geschäftsjahr 2021 im Kapitel Wirkung unter „GLS Wirkungstransparenz“.

Pädagogische Vielfalt & Bildungssouveränität:

Bewirkt: 97 % der finanzierten Schulen und Kindergärten bieten Lerninhalte und Projekte zur Sensibilisierung im Bereich Umwelt & Ernährung an. 91 % der finanzierten Schulen bieten Bildungsangebote zu alternativen Wirtschaftsformen an. Beispiele umfassen Inhalte zu solidarischer Landwirtschaft, Post-Wachstumsfragen, Nachhaltigkeitsmanagement oder planetaren Grenzen.

Umgebungsqualität:

Bewirkt: Wir sind stolz darauf, dass 100 % der finanzierten Schulen und Kindergärten Maßnahmen treffen, um die Raumgestaltung zu verbessern und die Umgebungsqualität zu steigern – etwa durch naturnahe, ökologische Oberflächenstoffe. 74 % der finanzierten Schulen und Kindergärten bieten biologische & regionale Lebensmittel an – 13 % zumindest biologische und die anderen 13 % regionale Lebensmittel.

Zugangsmöglichkeiten:

Bewirkt: 45 % bieten explizit (Schul-)Plätze für Kinder mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus an.

Betreuungsqualität:

Bewirkt: In den finanzierten Kindergärten und Horten liegt der durchschnittliche Betreuungsschlüssel bei 1:6. Das bedeutet, eine pädagogische Fachkraft kümmert sich im Schnitt um sechs Kinder. Um die Betreuung kontinuierlich zu verbessern, ermöglichen die Kindergärten und Horte ihren Erzieher*innen Weiterbildungen im Umfang von durchschnittlich 12,8 Tagen pro Jahr.

Nachhaltiges Bauen:

Bewirkt: 74 % der finanzierten Einrichtungen in der Branche Bildung & Kultur beziehen bereits Ökostrom. Durchschnittlich 51 % des Bau-Finanzierungsvolumens werden für Aufwendungen zur Durchführung von nachhaltigen Baumaßnahmen verwendet – z.B. für grüne Klassenzimmer, Sinnesgärten, Photovoltaikanlagen auf dem Schuldach, Begrünung der Dachflächen oder eine barrierefreie Gestaltung der Räumlichkeiten.

Hinweis

Seit dem 1. Januar 2020 ist die Wirkungstransparenz im Kreditbereich der GLS Bank fest verankert. Zugeschnitten auf das jeweilige Geschäftsmodell und die Branche, erfassen unsere Berater*innen gemeinsam mit den Firmenkund*innen die entsprechenden Wirkungsdaten. Dabei beruhen einige Wirkungs-Datenpunkte auf Schätzungen bzw. auf der Einschätzung der Firmenkundenberater*innen. Im Jahr 2021 konnten wir bereits für etwa die Hälfte der Neukredite die sozial-ökologische Wirkung systematisch erfassen. Diese vorläufigen Ergebnisse der Wirkung im Jahr 2021 werden wir Mitte des Jahres 2022 aktualisieren und an dieser Stelle kommunizieren.