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Das Wissen über die Arbeit und Herausforderungen der Landwirt*innen zusammen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen sind ein wichtiger Hebel für die Genesung der Landwirtschaft. Im Folgenden stellen wir dar, wie wir Wissen aufbauen und ausbauen.

True Cost Accounting

Wahre Kosten in der Landwirtschaft

Initiative „Wahre Kosten in der Landwirtschaft“ – Veröffentlichung eines TCA Handbuchs

Unter der Leitung des Berliner Think Tank TMG hat die GLS Bank in den vergangen zwei Jahren die Initiative True Cost Accounting begleitet. Ziel der Initiative war die Entwicklung eines einheitlichen Buchhaltungsstandards, der Natur-, Sozial- und Humankapital berücksichtigt.

Weltweit wird der Marktwert aller konsumierten Lebensmittel auf 9 Billionen USD geschätzt. Die Kosten für Umwelt und Gesellschaft belaufen sich jedoch nach Schätzungen unabhängiger Organisationen auf über das Doppelte, auf 19,8 Billionen USD. Diese sogenannten versteckten Kosten (Wasserverschmutzung, toxischer Müll, Raubbau an der Natur etc.) werden nicht von den Unternehmen getragen und häufig auf Länder im globalen Süden und/oder auf zukünftige Generationen abgewälzt. Die Unternehmen, die sich für Umweltschutz und Nachhaltigkeit einsetzen, haben das Nachsehen. Die höheren Kosten für ökologische Maßnahmen müssen sie an die Kund*innen weitergeben, was sich in höheren Preisen ausdrückt. Dadurch sind sie weniger wettbewerbsfähig.

Den teilnehmenden Unternehmen war es ein wichtiges Anliegen, das Thema True Cost Accounting auf die öffentliche, wirtschaftliche und politische Agenda zu setzen. Mithilfe von Kommunikationskampagnen verdeutlicht die Initiative die Notwendigkeit eines neuen Bilanzierungsstandards. Denn bislang können Unternehmen umso billiger produzieren, je besser es gelingt, Kosten auszulagern. Mit fatalen Folgen für den Klimawandel, die Zerstörung von Natur und Umwelt und die Gesundheit der Menschen.

Durch einen neuen Standard in der Bilanzierung - in der die externen Kosten berücksichtigt und integriert werden - würde ein Gegengewicht geschaffen. Bio-Betriebe wären wettbewerbsfähig und Unternehmen, die hohe Kosten verursachen, würden sich langfristig nicht auf dem Markt halten können. Nachhaltige Unternehmen, die innerhalb der planetaren Grenzen wirtschaften, würden sich durchsetzen und die Zukunft der Menschen wäre gesichert.

In zwei Jahren Arbeit hat die Initiative einen Leitfaden erarbeitet, wie eine solche Bilanzierung aussehen könnte. Das Handbuch bietet Unternehmen eine praktische Methode und Anleitung, um die bisher versteckten Kosten entlang ihrer gesamten Wertschöpfungsketten von pflanzlichen Lebensmittel- oder Agrarprodukten zu messen und zu bepreisen.

Das Handbuch „TRUE COST ACCOUNTING AGRIFOOD HANDBOOK: Practical guidelines for the food and farming sector on impact measurement, valuation and reporting“ steht zum Download bereit: 

https://tca2f.org/

Das Handbuch wird im Juli 2022 auf der BIOFACH in Nürnberg vorgestellt.

Systemanalyse

Systemische Perspektive – Komplexität begreifen

Ob der Finanzmarkt, das Klima oder die Landwirtschaft – sie alle haben etwas gemeinsam: es handelt sich um komplexe Systeme, die für uns Menschen nur schwer greifbar sind. Vor allem im Zuge der Globalisierung erreichten viele Systeme einen Grad an Komplexität, der die Wirkung potenzieller Eingriffe kaum mehr einschätzbar macht. Unser stark vernetztes, weltweites Ernährungssystem, und folglich die Landwirtschaft, ist eines davon. Trotz vermeintlicher Fortschritte sind wir nicht in der Lage, eine weltweite Ernährungssicherheit zu gewährleisten und erzeugen weiter eine extreme, globale Ungleichverteilung von Lebensmitteln. Unser Ernährungssystem ist zudem Mitverursacherin des Klimawandels und belastet die Böden, das Wasser und schmälert die Biodiversität.

Foto: Marianne Steinmeyer

Zeit, unser Wirken einer systemischen Betrachtung zu unterziehen.

In unserer GLS Kreditbranche Ernährung streben wir folgendes Zukunftsbild an: eine zukunftsfähige, ökologische und soziale Landwirtschaft. Dazu wollen wir unsere Rolle im System besser verstehen und fragen uns des Weiteren, welche Hebel es braucht, um dieses Zukunftsbild zu erreichen. Wir fragen uns daher, wie das System Landwirtschaft in Deutschland „funktioniert“, um unserer gewünschten sozial-ökologischen Transformation zügig die Weichen zu stellen. Besonders natürlich, wie wir unsere Wirkung als GLS Bank zielgerichtet verstärken können.

Um das große Ganze besser zu verstehen, haben wir gemeinsam mit der System Logics T.T. und dem Context Collective das Projekt „Systemanalyse Landwirtschaft“ ins Leben gerufen. Im Rahmen der ganzheitlichen Analyse führten wir 2021 mehrtägige Workshops mit Mitarbeitenden aus unterschiedlichen Teilen der GLS Gruppe durch, die jeweils unterschiedliche Bezüge zur Landwirtschaft haben. Darunter die BioBoden Genossenschaft, Kreditberater*innen aus der Branche Ernährung und vielen weiteren. Die Ergebnisse der Systemanalyse wollen wir nun in der Praxis prüfen: Wir gehen wortwörtlich in die Feldmark und lassen uns an den Realitäten der Landwirtschaft messen.

Mit diesen Erkenntnissen wollen wir unser Zukunftsbild weiter schärfen, unsere politischen Forderungen prüfen und unsere Wirkung noch zielgerichteter steuern.

Zukunftsbild Ernährung

Innovationen

Die aktuellen und anstehenden Herausforderungen, z.B. Klimawandel und Sicherung des Humusgehalts im Boden, benötigen Innovationen : Dies kann das Entwickeln einer Initiative zum Humusaufbau sein, aber auch die Unterstützung von ökologischen Saatgutzüchtungs-Projekten ist in Bezug auf die Klimakrise in der Land- und Lebensmittelwirtschaft elementar. Unsere Erfahrung in der Praxis zeigt: Das soziale Engagement unserer Kund*innen ist groß. Viele spenden beispielsweise durch den Verkauf ihrer Produkte einen Anteil an entsprechende Initiativen. In Zukunft wollen wir dies als Kriterium bei unseren Kund*innen erfassen, sodass wir darüber genauere Auskünfte geben können.

Wissenschaft

Studie für Pestizid-Abgabe

Die Europäische Kommission will den Einsatz von Pestiziden bis 2030 um 50 % verringern. Eine Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) im Auftrag eines breiten Bündnisses von einem 

Dutzend NGOs gemeinsam mit der GLS Bank zeigt: Dies lässt sich mit einer Pestizid-Abgabe erreichen. In Dänemark ging der Pestizideinsatz nach Einführung einer solchen Abgabe um fast die Hälfte zurück. „Die Gelder aus der Abgabe sollten für den ökologischen Umbau an die Landwirtschaft zurückfließen“, sagt GLS Bank Vorstandssprecher Thomas Jorberg.